Genetische Veränderungen sind überall
In all unseren Lebensmitteln sind veränderte Gene
Die meisten Pflanzen und Tiere, die wir verzehren, kommen so in der Natur nicht vor. Sie wurden über Jahrhunderte domestiziert und gezüchtet. Dabei wurden ihre Gene verändert, um sie an unsere Bedürfnisse, Bedarf und Vorlieben anzupassen. Tatsächlich ereignen sich Mutationen täglich in jedem von uns – Mutationen sind ein Motor der Evolution. 145 von den 20.000 Genen des Menschen stammen aus Bakterien, Pilzen und Algen (Quelle: Peer-reviewed Genome Biology Journal, Tunnacliffe & Micklem et al.).
Innovationen in der Pflanzenzüchtung haben der Gesellschaft außerordentliche Vorteile gebracht, etwa verbesserte Qualität des Saatguts, höhere Produktivität der Pflanzen, höhere Einkommen der Landwirte, niedrigere Lebensmittelpreise und eine Verringerung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen.
Gene Editing: Die neue Züchtungsmethode
Gene Editing (GE) ist eine neue Züchtungsmethode, die punktgenaue und präzise Veränderungen (Mutationen) im Erbgut ermöglicht. Die Methoden können Gensequenzen innerhalb eines Genoms editieren, ohne dabei notwendigerweise artfremde Gene einzubringen. Gleichwohl ist Letzteres eine mögliche Option, die jedoch nicht im aktuellen Anwendungsvordergrund steht.
Die neuen Züchtungsmethoden können schneller zu verbesserten Pflanzen-Eigenschaften führen als die klassischen Verfahren. Sie sind effizient und haben ein vielversprechendes Potenzial für die Pflanzenzüchtung.
Bei den Verfahren, die keine artfremden Gene einbringen, unterscheidet sich das Züchtungsresultat nicht von dem der konventionellen Mutagenese-Züchtung oder (zufälligen) Kreuzungen oder spontanen Mutationen. Die Methoden an sich stellen eine klare Neuerung im Vergleich zur klassischen Gentechnik dar, sodass bei genauer Betrachtung eine Regulierung nach dem 20 Jahre alten Gentechnik-Recht nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik entspricht.
Landwirtschaftliche Innovationen fördern
Gene Editing bietet vielfältige Potenziale für die Landwirtschaft. Geforscht wird u. a. daran, wie die Biodiversität unterstützt, die Nachhaltigkeit des Sektors gefördert und der Klimawandel mithilfe der neuen Technologien bekämpft werden kann, sowie daran, wie Nutzpflanzen ertragreicher sowie widerstandsfähiger gegen Wassermangel bzw. Überschwemmungen, Versalzung, Hitze/Kälte, Krankheiten und Schädlinge werden können.
Weiterhin bieten die neuen Züchtungsmethoden das Potenzial, zu einer Ertragssteigerung oder einer verbesserten Nährstoffeffizienz beizutragen.
Gene Editing kann zudem die bestehende natürliche genetische Vielfalt erweitern und diese Variation für eine noch größere Sortenvielfalt bereitstellen. Hiermit wird auch die Chance auf eine nachhaltigere, intensive Landbewirtschaftung auf begrenztem Raum sowie einen effizienteren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln eröffnet. (Mehr dazu im Verbändebrief vom Oktober 2019, abgerufen bei Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie.)
Damit die neuen Züchtungsmethoden zu den Nachhaltigkeitszielen beitragen können, ist ein Umfeld nötig, das landwirtschaftliche Innovationen fördert sowie planungssichere Entscheidungsprozesse anwendet.
Zurzeit bremst die restriktive GVO-Regulierung der EU Innovationen aus. Außerhalb der EU geht die Entwicklung rapide voran: Das Julius-Kühn-Institut (JKI) listete 2018 in einer umfangreichen Zusammenstellung 102 marktnahe GE-Anwendungen im Bereich Pflanzen nach verschiedenen Kriterien auf.